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Mussar tut

Fokus

Schweizer Geschichte entgrenzen und neu verstehen: Vermittlung der Kolonialgeschichte in Schulen, Museen und im Historischen Lexikon der Schweiz

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mit Dr. Heidi Amrein, Dr. Ashkira Darman, Prof. Dr. Gesine Krüger, Dr. Sonja Matter und Dr. Ana Sobral

Die Schweiz war zwar keine Kolonialmacht doch gleichwohl mit dem Kolonialismus eng verflochten. Schweizer Akteurinnen und Akteure waren global im kolonialen Wirtschaftssystem involviert und am internationalen Sklavenhandel beteiligt. Der Kolonialismus hinterliess auch hierzulande tiefe wirtschaftliche, soziale und kulturelle Spuren.

Wie können diese Ergebnisse der Geschichtswissenschaft aber einem breiten Publikum vermittelt werden? Welche Chancen und Herausforderungen stellen sich diesbezüglich Schulen, Museen und dem HLS als Referenzwerk zur Schweizer Geschichte? Und was bedeutet es für das Selbstverständnis der Schweiz, wenn ihre Kolonialgeschichte in Bildungs- und Gedächtnisinstitutionen einen festen Platz findet? Kann und muss es sich verändern?

Diesen Fragen geht die Fokusveranstaltung nach. Die Redaktion des HLS präsentiert ihr laufendes Projekt «Koloniale Verflechtungen der Schweiz», das zahlreiche überarbeitete und neue Artikel umfasst. Anschliessend diskutieren Vertreterinnen aus Forschung, Bildung und Gedächtnisinstitutionen, wie sie ihre Vermittlungsaufgabe im Bereich der Kolonialgeschichte verstehen und wahrnehmen und welche neuen Perspektiven sich daraus ergeben.

Podium mit
Dr. Heidi Amrein, Chefkuratorin Schweizerisches Nationalmuseum
Dr. Ashkira Darman, Historikerin und Geschichtslehrerin am Realgymnasium Rämibühl in Zürich
Prof. Dr. Gesine Krüger, Professorin für Neuere Geschichte an der Universität Zürich
Dr. Sonja Matter, Direktorin Historisches Lexikon der Schweiz (HLS)
Moderation: Dr. Ana Sobral, Unabhängige Forscherin und Lehrerin

Die Veranstaltung ist kostenlos, eine Reservation ist obligatorisch. 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit Historisches Lexikon der Schweiz HLS statt. 

Einlass 18:00

Landesmuseum Zürich
Auditorium Willy G. S. Hirzel

Museumstrasse 2
8021 Zürich

Dieser Anlass liegt in der Vergangenheit.

accessibility.sr-only.person_card_info Welcome Desk

allgemeine Auskunft

+41 44 218 65 11 info@nationalmuseum.ch

Dr. Heidi Amrein

Heidi Amrein studierte Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität Lausanne und promovierte zum Thema des römischen Glashandwerks. Sie nahm an zahlreichen Ausgrabungen im In- und Ausland teil, arbeitete mehrere Jahre in Rom und hatte verschiedene Lehraufträge an den Universitäten Zürich, Bern und Basel. Als Kuratorin am Schweizerischen Nationalmuseum leitete sie verschiedene Forschungs-, Ausstellungs- und Publikationsprojekte mit den Schwerpunkten römische und frühmittelalterliche Archäologie, Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Seit 2010 ist sie Chefkuratorin und Mitglied der Direktion und forscht unter anderem zur Geschichte des Museums.

Dr. Ashkira Darman

Die promovierte Mediävistin Ashkira Darman arbeitet als freischaffende Historikerin in Projekten zu Themen des Kolonialismus und der postkolonialen Schweiz. 2023 verfasste sie beispielsweise gemeinsam mit Bernhard Schär den Bericht “Zürcher “Mohren”-Fantasien: Eine bau- und begriffsgeschichtliche Auslegeordnung, ca. 1400-2022.” Als Geschichtslehrerin ist sie am Realgymnasium Zürich tätig. Seit 2022 kuratiert sie die Plattform “geschichtsunterricht-postkolonial.ch”. Ziel dieser Plattform ist es, Forschungsergebnisse aus der Globalgeschichte zeitnah für Lehrpersonen zugänglich zu machen. Sie ist Mitverfasserin der Vermittlungsmaterialien zur Ausstellung “kolonial - Globale Verflechtungen der Schweiz”.

Prof. Dr. Gesine Krüger

Gesine Krüger hat in Hannover, Hamburg und Kapstadt studiert und wurde 1995 an der Universität Hannover mit einer Arbeit zur Rezeption und Nachkriegszeit des deutschen Kolonialkrieges in Namibia promoviert. Ihre Habilitation widmet sich der Geschichte der Literalität im Südlichen Afrika. Nach einer Station als Gastprofessorin an der Universität Erfurt hat sie seit 2003 einen Lehrstuhl für Geschichte der Neuzeit am Historischen Seminar der Universität Zürich. 2018 war sie Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Sie ist Stiftungsrätin der Right Livelihood Foundation Schweiz und Mitherausgeberin des Onlinemagazins Geschichte der Gegenwart. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören afrikanische Geschichte und Kolonialgeschichte, die Geschichte von Mensch-Tier-Beziehungen, Fragen von Archiv und Erinnerung sowie die visuelle Geschichte. Gegenwärtig schreibt sie für den Reclam-Verlag ein Buch zur deutschen Kolonialgeschichte mit dem Titel „Eine kurze lange Zeit“.

Dr. Sonja Matter

Sonja Matter ist seit 2023 Direktorin des Historischen Lexikons der Schweiz (HLS). Sie forschte an Universitäten in der Schweiz, Österreich und den USA und ist Privatdozentin für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg (Schweiz). Das HLS publiziert in einem laufenden Projekt Artikel zu Schweizer Personen und Familien, die im Kolonialismus involviert waren, sowie Beiträge zu Schlüsselbegriffen der Kolonialgeschichte.

Dr. Ana Sobral

Ana Sobral ist Literaturwissenschaftlerin, Moderatorin und künstlerische Leiterin von Weiter Schreiben Schweiz. Sie hat sich auf postkoloniale Literaturen und Kulturen spezialisiert und bietet für Schulen, Universitäten und Kultureinrichtungen Workshops zu den Themen koloniale Kontinuitäten, dekoloniale Praktiken und 'racial justice' an. Sie verfügt über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrung in akademischer Forschung, Lehre, Workshops, Veranstaltungsorganisation und öffentlichen Gesprächen mit Autorinnen/ Autoren, Künstlerinnen/Künstlern und Aktivistinnen und Aktivisten.

Die Ausstellung

Ab dem 16. Jahrhundert waren Personen und Unternehmen aus der Eidgenossenschaft mit dem kolonialen System eng verflochten. Einzelne Schweizer Firmen sowie Privatpersonen beteiligten sich am transatlantischen Sklavenhandel und verdienten am Handel mit Kolonialprodukten und durch die Ausbeutung versklavter Menschen ein Vermögen. Schweizerinnen und Schweizer waren als Missionare auf der ganzen Welt unterwegs. Andere dienten, getrieben von Armut oder Abenteuerlust, als Söldner in europäischen Heeren, die koloniale Eroberungen machten und den Widerstand der indigenen Bevölkerungen bekämpften. Aber auch Fachleute aus der Schweiz stellten ihr Wissen in den Dienst der Kolonialmächte. An den Universitäten Zürich und Genf wurde zudem rassistisches Denken gelehrt, das international verbreitet wurde und der Legitimation des kolonialen Systems diente.

Basierend auf neusten Forschungsresultaten, anhand von konkreten Beispielen und illustriert mit Objekten, Kunstwerken, Fotografien und Dokumenten bietet die Ausstellung im Landesmuseum Zürich erstmals einen umfassenden Überblick über die koloniale Verflechtungsgeschichte der Schweiz. Mit Aktualitätsbezügen geht sie ausserdem der Frage nach, was das koloniale Erbe für die Schweiz der Gegenwart bedeutet.

Details zur Ausstellung

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