Landesmuseum Zürich
| 18.7.2025 - 12.4.2026
Accessoires sind mehr als modische Zierde. Die neue Ausstellung im Landesmuseum beleuchtet mit über 200 Objekten aus vier Jahrhunderten, wie Accessoires von Status, Identität und gesellschaftlichem Wandel zeugen. Zu sehen sind Hüte, Foulards, Fächer, Taschen, Schuhe und viele weitere Alltagsbegleiter. Ein Streifzug durch die Kulturgeschichte «von Kopf bis Fuss».
Was sagen ein Hut, ein Paar Handschuhe oder ein elegantes Foulard über ihre Trägerin oder ihren Träger aus? Wie heute waren Accessoires auch früher weit mehr als blosses Zubehör, sondern schmückende Objekte voller Botschaften und Bedeutungen. Die Ausstellung im Landesmuseum präsentiert kunstvoll gestaltete Hüte, luxuriöse Schals, elegante Spazierstöcke, extravagante Taschen, filigrane Fächer und sinnliche Schuhe aus der umfangreichen Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums. Sie spannt einen Bogen vom 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart und erzählt von gesellschaftlichem Wandel, Status, Identität und kulturellem Ausdruck.
Kopfbedeckungen wie das samtene Barett eines Berner Ratsherrn aus dem frühen 18. Jahrhundert, Kindertaufhäubchen oder ein prachtvolles Schappel aus dem Kanton Schaffhausen zeigen, wie Kopfbedeckungen als Zeichen von Stand, regionaler Identität oder gesellschaftlicher Ausgrenzung fungierten. Moderne Beispiele wie der pinke «Pussyhat» illustrieren, wie Kopfbedeckungen auch heute noch politische Statements setzen.
Accessoires, die in den Händen gehalten werden, erweitern den Körper und unterstützen Gesten. Wer früher nicht arbeitete, hatte die Hände frei für Taschen, Fächer, Schirme oder Spazierstöcke. Viele dieser Dinge hatten Funktionen, die heute vergessen sind. So zum Beispiel ein kunstvoll gearbeiteter Stock aus Zürich mit silbernem Rocaillen-Knauf, der für die repräsentative Selbstdarstellung wohlhabender Herren beim Flanieren steht.
Die gezeigten Taschen und andere am Körper getragene Objekte reichen vom barocken Almosenbeutel über die Brieftasche bis zur Handtasche von heute. Besonders eindrucksvoll ist eine Tasche des Schweizer Designers Kévin Germanier, gefertigt aus upgecycelten Wollresten und Duschvorhangringen – ein Beispiel für Nachhaltigkeit in der Mode.
Die Ausstellung weist auch hin auf den gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Modeaccessoires: Von strengen Kleiderordnungen über den gestalterischen Reichtum regionaler Trachtenaccessoires bis hin zum heutigen Spiel mit Geschlechternormen. So thematisiert etwa eine rosafarbene Herren-Hausmütze aus dem 18. Jahrhundert, warum die Farbe heute eher als weiblich empfunden wird, während die von Nemo zum Eurovision Song Contest 2024 getragenen Unisex-Sneakers mit rosa Tüll die Normen auflösen.
Schliesslich setzen sich Kurzfilme des Studiengangs «Major Trends & Identity» der Zürcher Hochschule der Künste mit der heutigen Vielfalt und Relevanz von Accessoires auseinander und fragen, wie Accessoires das Körperbild in der Gegenwart prägen.
Die Ausstellung bietet einen facettenreichen Einblick in die Rolle von Accessoires in Alltag, Kultur und Politik. Sie regt dazu an, über Kleidung als kulturelle Praxis nachzudenken und macht deutlich: Accessoires sind weit mehr als modische Zierde – sie sind kulturelle Zeugnisse, die Geschichten «von Kopf bis Fuss» erzählen.