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Sagen aus den Alpen

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Ausstellung

Wenn Puppen lebendig werden, sich fruchtbare Weiden in Steinwüsten verwandeln oder eine Frau in Tiergestalt daherkommt, dann sind wir mitten in der Welt der Sagen gelandet. Dämonische Sagen berichten von übernatürlichen, unheimlichen Ereignissen, rücken Geister, Hexen, Drachen oder den Teufel in den Mittelpunkt. Historische Sagen handeln von tatsächlichen oder vermeintlichen Gestalten der Geschichte. Eine Sage wird stets mit einem realen Ort verknüpft – das Erzählte erhebt so Anspruch auf Glaubwürdigkeit. Sennentuntschi, Teufelsbrücke, Blüemlisalp, der Schweizer Alpenraum ist reich an Sagen, die nur darauf warten, erzählt und weitergegeben zu werden…

Schulen

Einblick in die Schulunterlagen «Sagen aus den Alpen»

Schulunterlagen

Die Schulunterlagen bestehen aus didaktischen Überlegungen für die Lehrpersonen und Arbeitsblättern zur Vor- und Nachbereitung des Ausstellungsbesuchs.

Videos

Sagen erfinden Geschichte

Das Apfelschuss-Motiv stammt aus dem Norden. Im Geschichtswerk «Gesta Danorum» des Saxo Grammaticus wird um 1200 vom Meisterschützen Toko berichtet, der auf Befehl des Königs seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schiesst. Der Obwaldner Landschreiber Hans Schriber greift das Motiv 1470 in seinem «Weissen Buch von Sarnen» auf. Dieses wird zur Grundlage für die traditionelle Darstellung der schweizerischen Befreiungsgeschichte. Über Schillers Drama von 1804 wird sie international bekannt.

Das Toggeli

Das Toggeli ist ein Geistwesen, das in verschiedenen Gestalten auftritt. Meistens kommt es nachts, dringt durch Ritzen oder Astlöcher und setzt sich dem Schlafenden auf die Brust. Es drückt oder würgt ihn und verursacht dabei Albträume. Erwacht der Geplagte, löst sich das Toggeli in nichts auf. Hier eine Holzpuppe zur Abwehr des Toggeli (1900-1950).

Medien

Sagen aus den Alpen

Landesmuseum Zürich | 16.12.2022 - 23.4.2023
publiziert am 14.12.2022

Von der Blüemlisalp über Wilhelm Tell bis zur Teufelsbrücke. Der Schweizer Alpenraum ist reich an Sagen. Einige davon werden nun im Landesmuseum Zürich erzählt.

Wenn Puppen lebendig werden, sich fruchtbare Alpweiden in Stein- und Eiswüsten verwandeln oder eine Frau in Tiergestalt daherkommt, dann sind wir mitten in der Welt der Sagen gelandet. Diese Art von Geschichten wirkt im Gegensatz zu Märchen «wahr», denn Sagen werden stets mit realen Orten verknüpft. Besonders «wahr» scheinen historische Sagen. Darin tauchen vermeintliche oder tatsächliche Gestalten der Geschichte an wirklich existierenden Orten auf. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist Tells Apfelschuss. Die zuerst in der nordischen Sagenwelt auftauchende Geschichte wurde perfekt an die Gegebenheiten der Innerschweiz angepasst und entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Bestandteil der Befreiungsbewegung der Urkantone. Wilhelm Tell war ein vielseitig einsetzbarer Held: Mit ihm konnte man die «böse» Obrigkeit an den Pranger stellen, die Notwendigkeit der eigenen Unabhängigkeit aufzeigen oder den Mut zum Widerstand stärken. Später wurde Tell zum Nationalhelden hochstilisiert und seine Armbrust wurde quasi ein Qualitätssiegel für eidgenössische Produkte.

Der Erste, der die Geschichte von Wilhelm Tell schriftlich festhielt, war Hans Schriber. Der Obwaldner Landschreiber verewigte den sagenhaften Helden 1470 im Weissen Buch von Sarnen. Eine andere bekannte Sage wurde rund 250 Jahre später zu Papier gebracht. Der Arzt und Naturforscher Johann Jakob Scheuchzer publizierte 1707 die Blüemlisalpsage. Ein eitler und verschwenderischer Senn lebt auf seiner fruchtbaren Alp im Überfluss, während die Menschen im Tal hungern. Doch er teilt seinen Reichtum nicht und macht sich sogar über die verzweifelten Talbewohner lustig. Zur Strafe verwandelt sich die blühende Alp in eine Stein- und Eiswüste. Die Sage ist in verschiedenen Variationen im ganzen Alpenraum zu finden und schon Scheuchzer sah darin eine erzieherische Funktion.

Unabhängig vom Wahrheitsgehalt faszinieren Sagen die Menschen bis heute. Und wenn die Schatten länger werden und plötzlich die Gestalt des Teufels annehmen oder der Bergbach grollend und tobend wie ein Drache in die Schlucht stürzt, kann man sich lebhaft vorstellen, warum sich die Menschen früher gefürchtet haben.

Bilder

Sgraffito mit Drache und Melusine, Cinuos-chel (GR)

Die Melusinen-Sage entstand zu Beginn des 15. Jahrhunderts. Melusine, die sich jeweils samstags in ein schlangenähnliches Wesen verwandelt, heiratet Raymond von Poitiers unter einer Bedingung: Er darf sie am Samstag nie sehen. Er bricht das Tabu und Melusine entschwindet in Gestalt eines fliegenden Drachens.

Foto: Christian & Hans Meisser © Fototeca dal DRG

Spraybilder zu Alpensagen, Das Sennentunschi, Hans Jörg Leu, 2020

Aus Langeweile und Übermut basteln Älpler eine Puppe. Sie füttern sie mit Käse und Rahm, spielen und schwatzen mit ihr – und missbrauchen sie. Zur Überraschung der Männer wird die Puppe plötzlich lebendig. Sie rächt sich an einem der Sennen, tötet ihn und spannt seine Haut auf das Dach.

© Hans Jörg Leu, Baden

Hexen machen Wetter, Michael Greyff, 1489

Der Glaube an Wetterzauber reicht lange zurück und ist auch in den Hexenprozessen vom 15. bis ins 18. Jahrhundert ein häufig vorkommender Anklagepunkt. In den Alpenländern wird der Wetterhexe das Entstehen von Lawinen, Erdrutschen, Steinschlag oder ausbrechenden Wildwassern zugeschrieben.

ALBERTINA, Wien

Tapete mit Darstellung der Teufelsbrücke, um 1820 – 1825

Sagen von Teufelsbrücken findet man im ganzen europäischen Raum. Üblicherweise fordert der Teufel für seine Dienste eine Seele. Hier überlisten die Urner den Teufel, indem sie einen Geissbock über die Brücke jagen, so dass er nur dessen Seele bekommt.

Schweizerisches Nationalmuseum

Vue du fameux Pont du Diable, Christian von Mechel (1737 – 1817), um 1790

Die Teufelsbrücke war auch bei den auf ein touristisches Publikum ausgerichteten Landschaftsansichten ein beliebtes Motiv. Die grosse Bedeutung des Gotthards als Verkehrsweg zeigt sich in zahlreichen Landschaftsdarstellungen.

Schweizerisches Nationalmuseum

Scherenschnitte mit Szenen aus der Tells-Geschichte, 1820 – 1830

Die Sage um einen Schützen, der seine Unabhängigkeit gegenüber einem Herrscher durch einen Apfelschuss demonstriert, ist eine ursprünglich besonders in Nordeuropa und auf den Britischen Inseln verbreitete Wandersage. Unter dem Namen Wilhelm Tell wird die Sage in der Schweiz zum ersten Mal im Weissen Buch von Sarnen verewigt und mit Schillers Drama von 1804 über den deutschsprachigen Raum hinaus bekannt.

Schweizerisches Nationalmuseum

Postkarte, Gruss von der Teufelsbrücke, 1904

Von der Teufelsbrücken-Sage gibt es verschiedene Variationen. So wird in einigen der Geissbock durch einen Hund ersetzt, der mit einem Stück Fleisch über die Brücke gelockt wurde.

Schweizerisches Nationalmuseum

Sennentuntschi

Das bisher einzige bekannte reale Sennentuntschi stammt aus dem Maiensäss Masciadon im Calancatal. Die Figur besteht aus Holz, Stoff und Haar und ist 40 cm hoch. 1986 kam es in die Sammlung des Rätischen Museums in Chur.

Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

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Blick in die Ausstellung

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Schweizerisches Nationalmuseum

Pressekontakt Schweizerisches Nationalmuseum

+41 44 218 66 63 medien@nationalmuseum.ch

Impressum

  • DIREKTION Denise Tonella
  • AUSSTELLUNGSKURATOREN/INNEN UND KONZEPT Pia Schubiger, Daniela Schwab
  • PROJEKTLEITUNG Daniela Schwab
  • SZENOGRAFIE Martina Nievergelt, Zürich; Ralph Nicotera Szenografie und Innenarchitektur, Männedorf
  • WISSENSCHAFTLICHE BERATUNG Peter Egloff
  • PROJEKTASSISTENZ Noemi Albert
  • STEUERNDER AUSSCHUSS Heidi Amrein, Beat Högger, Markus Leuthard, Sabrina Médioni, Denise Tonella
  • PROJEKTCONTROLLING Sabrina Médioni
  • BILDUNG & VERMITTLUNG Gerda Bissig, Lisa Engi, Vera Humbel
  • WERBEGRAFIK Manu Beffa, Zürich
  • AUSSTELLUNGSGRAFIK Clavadetscher Gestaltung für Kultur und Wirtschaft, Schwyz
  • TECHNISCHE LEITUNG Henrike Binder
  • AUSSTELLUNGSBAU Bachir Ezzerari, Ladina Fait, Marc Hägeli, Philippe Leuthardt, Sophie Lühr, David Schwitter
  • KONSERVATORISCHE LEITUNG Alexandra Schorpp
  • KONSERVIERUNG UND OBJEKTMONTAGEN Natalie Ellwanger, Anna Jurt, Jürg Mathys, Ulrike Rothenhäusler, Alexandra Schorpp, Tino Zagermann
  • LEIHWESEN UND OBJEKTLOGISTIK Christian Affentranger, David Blazquez, Simon D’Hollosy, Reto Hegetschweiler, Laura Mosimann, Markus Scherer, Samira Tanner, Angela Zeier
  • FOTOGRAFIE Jörg Brandt
  • BILDARCHIV Andrea Kunz, Fabian Müller
  • IT | WEB Pasquale Pollastro, Thomas Bucher, Danilo Rüttimann, René Vogel
  • MEDIENSTATIONEN Thomas Bucher, Pasquale Pollastro, René Vogel; Tweaklab AG, Basel
  • ANIMATION UND TONKULISSE Movl GmbH Charlotte Germann; Tweaklab AG, Basel
  • MARKETING UND KOMMUNIKATION Andrej Abplanalp, Anna-Britta Maag, Sebastiano Mereu, Carole Neuenschwander, Alexander Rechsteiner
  • ÜBERSETZUNGEN Marie-Claude Buch-Chalayer, Peter Egloff, Gabriela Holderegger, Laurence Neuffer, Giovanna Planzi, Nigel Stephenson

Leihgeber

  • Gotthelf Zentrum Lützelflüh
  • Hans Jörg Leu, Baden
  • Historisches Museum Obwalden, Sarnen
  • Kloster Disentis, Disentis / Mustér
  • Monsieur Pierre-Yves Tribolet, Le Mont Pélérin
  • Museum der Kulturen, Basel
  • Museum Schloss Thun
  • Museum Sursilvan, Trun
  • Rätisches Museum, Chur
  • Region Viamala, Thusis
  • Staatsarchiv Graubünden, Chur
  • Staatsarchiv Uri, Altdorf
  • Tell-Museum, Bürglen
  • Universitätsbibliothek Basel
  • Verkehrshaus der Schweiz, Luzern
  • Zentralbibliothek Zürich