Andrej Abplanalp
29. Juni 2022
Anne Frank und die Basler Seiten
Aus Basel und später aus Birsfelden verbreitete Anne Franks Vater Otto das wohl berühmteste Tagebuch der Menschheit in der ganzen Welt.
WeiterlesenIm 17. Jahrhundert werden Indiennes – bedruckte und bemalte Baumwollstoffe aus Indien – ein beliebtes Handelsgut in Europa. Westliche Manufakturen, darunter zahlreiche Unternehmen aus der Schweiz, ahmen diese Preziosen nach und schon bald sind Indiennes allgegenwärtig. Die Ausstellung im Landesmuseum erzählt die Geschichte rund um die Textilproduktion, thematisiert das koloniale Erbe und wandelt auf den Handelswegen zwischen Indien, Europa und der Schweiz. Äusserst sehenswert sind die vielen prachtvollen Stoffe, darunter hochkarätige Leihgaben aus dem In- und Ausland.
Erhältlich am Welcome Desk in deutscher, französischer, italienischer, englischer und chinesischer Sprache (Miete 5 Franken). Der Audioguide steht zudem in der App «Landesmuseum» kostenlos für Ihr Smartphone zur Verfügung:
Führungen für private Gruppen sind auch ausserhalb der Öffnungszeiten möglich:
Mo zwischen 9.30 und 18 Uhr, Di bis Fr zwischen 9.30 und 19.45 Uhr, Sa und So zwischen 10 und 17 Uhr.
Anmeldung: |
2 Wochen im Voraus |
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Dauer: |
60 Minuten, spezielle Angebote auf Anfrage möglich |
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Gruppengrösse: |
max. 25 Personen pro Führung. |
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Sprachen: |
Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch. Weitere Angebote nach Absprache. |
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Kosten: |
180 CHF für die Führung, zuzüglich reduzierter Eintritt von 8 CHF pro Person. Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre Eintritt frei. Für Gruppen von Personen mit Ausweis N, S, B, F (Flüchtling) oder F (Ausländer/in) sind Führung und Eintritt kostenlos. |
Vergriffen
Indiennes
Stoff für tausend Geschichten
140 Seiten, ca. 100 meist farbige Abbildungen, gebunden, 20 x 29.5 cm
36 CHF / 32 EUR
ISBN
deutsch 978-3-85616-892-6
englisch 978-3-85616-893-3
Im 17. Jahrhundert werden Indiennes – bedruckte und bemalte Baumwollstoffe aus Indien – ein beliebtes Handelsgut in Europa. Die neue Wechselausstellung im Landesmuseum zeigt zahlreiche dieser prachtvollen Stoffe, erzählt die Geschichte rund um die Textilproduktion, thematisiert das koloniale Erbe und wandelt auf den Handelswegen zwischen Indien, Europa und der Schweiz.
Die Baumwolle gehörte bis weit in das letzte Jahrhundert zu den wichtigsten Handelsgütern der Welt. Aus der Pflanze, die nur in den tropischen und subtropischen Regionen wächst, entstehen Stoffe, die – neben der Rohbaumwolle – zu einem der wichtigsten Handelsprodukte wurden. Indien spielte eine zentrale Rolle: Dort wurden seit vorchristlicher Zeit Färbe- und Drucktechniken entwickelt, die für lange Zeit unerreichbar blieben und Vorbild für Stoffdrucke in Asien und Europa waren.
Indische Stoffe mit ungewöhnlichen Motiven, später als Indiennes bezeichnet, erreichten ab dem 16. Jahrhundert Europa. Clevere Geschäftsleute imitierten diese im 17. Jahrhundert und lösten im 18. Jahrhundert einen wahren Sturm der Begeisterung aus. Die Stoffe wurden für Kleider, Vorhänge und Tapeten oder Überzüge für Sessel und Sofas in den Wohnräumen der gehobenen Gesellschaft verwendet. Der Erfolg ist so gross, dass Frankreich seine Grenzen schliesst, um die heimische Seidenproduktion zu schützen. So eröffnen sich für die Schweiz neue Möglichkeiten und bald sind Schweizer Firmen gross im Geschäft mit den Baumwollstoffen.
Den Europäern gelang mit der industriellen Revolution im frühen 19. Jahrhundert die weit kostengünstigere Herstellung von Baumwollstoffen. Die Handelsströme kehrten sich in der Folge um Bombay aber wurde zum Zentrum des Baumwollhandels, und es etablierte sich eine eigenständige Textilindustrie mit einem rasanten Aufschwung. Die Schweizer Handelsgesellschaft Gebrüder Volkart, die Ende des 19. Jahrhunderts eine der grössten Baumwollexporteure der Welt werden würde, gründete 1851 die erste Niederlassung in Bombay.
Doch aus der Schweiz waren zu dieser Zeit nicht nur Geschäftsleute auf dem Subkontinent anzutreffen. Die protestantische Missionsgesellschaft Basler Mission, gegründet 1815, schickte ihre Missionare, um die Inder, zumeist Hindus, zu bekehren. Gleichzeitig mussten die Sozialwerke, Spitäler, Schulen, die die Missionare errichten, finanziert sein. Mit Ziegeleien, Druckereien und Webereien wurde Geld verdient, aber gleichzeitig die Debatte ausgelöst, ob es statthaft sei, mit der Mission Gewinne zu erwirtschaften.
Im 20. Jahrhundert erfährt die Baumwolle in Indien nochmals eine neue Bedeutung. Ab 1930 wird handgesponnene und –gewebte Baumwolle, sogenannter Khadi, zum Symbol der Befreiungsbewegung Indiens und zum Markenzeichen Mahatma Gandhis. Vor Ort war der Schweizer Pressefotograf Walter Bosshard, der das Geschehen mit seiner Kamera festhält. Seine Fotoreportage von 1930 zeigt Gandhi von Hand spinnend, quasi eine Homestory. Die Fotos gingen um die Welt.
Die Ausstellung im Landesmuseum Zürich präsentiert ausgewählte indische und europäische Stoffe, darunter hochkarätige Leihgaben aus dem In- und Ausland. Sie zeigt auch, wie die Schweizer Unternehmen eingebettet sind in das Geschäft mit dem weissen Gold: Es ist eine Verflechtungsgeschichte, ein Beispiel dafür, dass Schweizer Geschichte stets auch Globalgeschichte ist.
Archiv der Basler Mission, Basel
Historisches Museum Basel
Museum der Kulturen Basel
Schweizerische Nationalbibliothek, Bern
Galerie m Bochum
Musées d’art et d’histoire, Ville de Genève
Museum des Landes Glarus
Nationaal Museum Van Wereldculturen, Holland
The Israel Museum, Jerusalem
The British Library, London
Victoria and Albert Museum, London
Musée de l’Impression sur Etoffes, Mulhouse
Gemeinde Poschiavo/Museo Poschiavino: Sammlung Christen-Dorizzi, Poschiavo
Altes Archiv Gemeinde Saanen
Glarner Wirtschaftsarchiv, Schwanden
Club zur Geduld, Winterthur
Sammlung Fotostiftung Schweiz, Winterthur
Stadtarchiv Winterthur, Firmenarchiv Gebrüder Volkart
Archiv für Zeitgeschichte ETH Zürich
Museum Rietberg
Völkerkundemuseum der Universität Zürich
Schweizer Finanzmuseum, Zürich
Privatbesitz Familie Imhoof-Peter
Privatbesitz Verena Keller-Gamper
Privatbesitz Marie-Louise Peter
Privatbesitz J. &. J.H. Streiff Erben
Privatsammlungen
Gesamtleitung | Andreas Spillmann | |
Projektleitung und Kuratorin | Pascale Meyer | |
Projektkoordination | Regula Moser | |
Wissenschaftliche Mitarbeit | Noëmi Crain Merz | |
Kuratorinnen Textil | Andrea Franzen, Joya Indermühle | |
Praktikum und wissenschaftliche Mitarbeit | Michael Brunner | |
Wissenschaftliche Beratung | Prof. Dr. Christof Dejung, Prof. Dr. Harald Fischer-Tiné, Prof. Dr. Angelika Malinar | |
Szenografie | Alex Harb | |
Grafik | Selina Locher, Valentin Pauwels und Andreas Hidber, accent graphe, Basel | |
Marketing und Kommunikation | Andrej Abplanalp, Alexander Rechsteiner, Carole Neuenschwander, Anna-Britta Maag, Sebastiano Mereu | |
Audioguide | Texetera GmbH, Erik Thurnherr | |
Technische Leitung | Debbie Sledsens, Mike Zaugg | |
Ausstellungsaufbau | Bachir Ezzerari, Marc Hägeli, Mike Roder, David Schwitter | |
Objektvorbereitung und Objektmontagen | Nikkibarla Calonder, Anna Jurt, Elisabeth Kleine, Iona Leroy, Claudia Merfert, Françoise Michel, Elke Mürau, Carolin Muschel | |
Objektlogistik | Christian Affentranger, David Blazquez, Reto Hegetschweiler, Simon d’Hollosy | |
Leihwesen | Maya Jucker, Angela Zeier | |
Bildung & Vermittlung | Stefanie Bittmann, Lisa Engi, Maria Iseli, Severin Marty | |
IT | Web | Thomas Bucher, flying koenig, Pasquale Pollastro, Danilo Rüttimann, René Vogel | |
Übersetzungen | Laurence Neuffer, Nigel Stephenson, Tradukas | |
Karten | Maps & More, Karoline Kostka & Hans Hortig, Zürich |