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Glänzendes Kunsthandwerk. Bossard Goldschmiede Luzern

Landesmuseum Zürich | 19.7.2024 - 6.4.2025
publiziert am 17.7.2024

Das Atelier Bossard war im 19. Jahrhundert eines der renommiertesten Goldschmiedeateliers der Schweiz. Unter dem Firmengründer Johann Karl Bossard wurden prächtige Pokale, Tafelsilber und Schmuck für die ganze Welt hergestellt. Die Ausstellung im Landesmuseum lässt den vergangenen Glanz des Luzerner Familienunternehmens wieder aufleben.

Johann Karl Bossard (1846-1914) lernte das Goldschmiedehandwerk in der Werkstatt seines Vaters am Hirschenplatz in Luzern. Nach seinen Lehr- und Wanderjahren, die ihn bis in die Vereinigten Staaten führten, übernahm er das Atelier des Vaters und machte es zu einem international bekannten Unternehmen von hervorragendem Ruf. 

Luzern und der Vierwaldstätter See waren und sind ein Tourismusmagnet, deshalb erstaunt es kaum, dass zu Bossards Kundschaft auch alte europäische Adelsfamilien sowie neu zu Reichtum gekommene Industrielle zählten. Ein Besuch bei Bossard und der Kauf eines Prestigeobjekts gehörten zum guten Ton. Aber auch Kirchen, Zünfte und Vereine waren regelmässige Auftraggebende.

Als Reaktion auf industriell hergestellte Massenprodukte erlebte die Handwerkskunst im 19. Jahrhundert eine Renaissance. Die bis zu 20 spezialisierten Mitarbeitenden im Atelier Bossard schufen nicht nur eigene Entwürfe, sondern fertigten auch detailgenau Kopien von historischen Objekten aus Gotik, Renaissance oder Barock an. Zum Angebot gehörte alles was glänzt: Pokale und Tafelaufsätze, Schmuck, Silberbesteck oder auch prächtige Schweizerdolche.

Zu den aussergewöhnlichsten Kreationen gehört ein monumentales, von innen beleuchtbares Schaustück für John Wanamaker (1838-1922), Gründer und innovativer Betreiber grosser Warenhäuser in Philadelphia und New York. Es zeigt die fünf Türme der Luzerner Stadtbefestigung und den Rathausturm in Form einer Burg.

In den 1880er-Jahren entwickelte Johann Karl Bossard mit einem Antiquitätenhandel ein zweites Standbein. Er richtete sein Geschäft in der Luzerner Altstadt mit Räumen in unterschiedlichen Zeitstilen ein. Solche «historische» Interieurs realisierte Bossard auch für seine Kundschaft.

Der Nachlass der Goldschmiedewerkstatt, der tausende Zeichnungen, Modelle, Vorlagenwerke sowie historische Fotos umfasst, gelangte 2013 in die Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums und wurde in einer umfangreichen Publikation aufgearbeitet. Eine Auswahl davon ist nun in der Ruhmeshalle des Landesmuseums Zürich vom 19. Juli 2024 bis 6. April 2025 zum ersten Mal ausgestellt.

Bilder

Porträt von Johann Karl Bossard

Johann Karl Bossard ist auf seinem Porträt, gemalt 1909 von Jean Syndon Faurie, als stolzer Mann dargestellt. Das mehrfach kopierte Gemälde ziert nebst Urkunden und Diplomen das Verkaufsgeschäft.

Schweizerisches Nationalmuseum

Die Silberschmiede am Schwanenplatz

Hier arbeiten unter anderem Joseph Scherer (vorne links) und Wettstein (stehend), der Atelierchef Friedrich Vogelsanger (im Hintergrund stehend) sowie der junge Silberschmied Horn (vorne rechts), um 1905.

Schweizerisches Nationalmuseum

Eidgenossenpokal

Bossards bedeutende Eigenkreation von 1893 in Form eines imposanten Barockpokals thematisiert die nationalen Gründungsmythen der Schweiz. So zeigen die drei Schaftfiguren den Rütlischwur, der Fuss die Geschichte Wilhelm Tells und der Deckel die Schlacht bei Sempach. Gekonnt kombiniert er diverse historische Modelle und Stichvorlagen.

Schweizerisches Nationalmuseum

Burg als Tafelaufsatz

Fünf Türme der Luzerner Stadtbefestigung und der Rathausturm formen hier eine Burg. 1910 Angefertigt für John Wanamaker (1838–1922), Gründer und innovativer Betreiber grosser Warenhäuser in Philadelphia und New York.

Schweizerisches Nationalmuseum

Nautiluspokal als Inspirationsquelle

Tusche- und Aquarellzeichnung des 1662 vom St. Galler Goldschmied Zacharias Müller angefertigten Nautiluspokals aus Beromünster. Louis Weingartner, um 1890.

Schweizerisches Nationalmuseum

Nautiluspokal

Als Vorlage dieses Kunstkammerstücks, gefertigt im Atelier Bossard um 1895-1900, diente eine Goldschmiedezeichnung aus dem 16. Jahrhundert.

Schweizerisches Nationalmuseum

Vorlegebesteck

Für die Anfertigung der Griffe dieses 1883/84 für den Basler Oberst Rudolf Merian angefertigten Silberbestecks wurden Originalmodelle des Zürcher Goldschmieds Hans Peter Oeri aus dem 17. Jahrhundert verwendet.

Schweizerisches Nationalmuseum

Ein Tee- und Kaffeeservice zur Hochzeit

Johann Karl Bossard schenkte dieses Service aus Silber 1899 seiner Tochter Maria Karoline (1872–1938) anlässlich ihrer Vermählung mit Josef Zemp (1869–1942), dem späteren Vizedirektor des Landesmuseums.

Schweizerisches Nationalmuseum

Schweizerdolch

Bossard kopiert zahlreiche historische Schweizerdolchscheiden, die bei Sammlern beliebt sind, und kombiniert sie mit neu angefertigten Dolchen und Bestecken. Auf dieser vergoldeten Messingscheide von 1880/90 ist der Tod der Virginia nach der von Livius überlieferten Geschichte dargestellt.

Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

Schweizerisches Nationalmuseum

Blick in die Ausstellung

Schweizerisches Nationalmuseum

Pressekontakt Landesmuseum Zürich

+41 44 218 65 64 medien@nationalmuseum.ch