kolonial – Globale Verflechtungen der Schweiz
Seit dem 16. Jahrhundert ist die schweizerische Gesellschaft zunehmend global vernetzt. Die Ausstellung zeigte in elf Kapiteln koloniale Handlungsfelder, in die Schweizerinnen und Schweizer involviert sind. Sie reichen von der Beteiligung am Handel mit versklavten Menschen über den Söldnerdienst in den Kolonien bis hin zur wissenschaftlichen Forschung als eine Form der Ausbeutung von Mensch und Natur.
Auf dem Gang durch die Ausstellung wurden Schweizer Akteure und Akteurinnen sowie Institutionen aus dem Gebiet der heutigen Schweiz vorgestellt. Aber auch versklavte und kolonisierte Menschen, die Widerstand leisten, traten auf, auch wenn sich viele Spuren heute fast verloren haben.
Das Erbe des europäischen Kolonialismus prägt die Welt bis heute. Die Ausstellung lud die Besuchenden ein, sich mit aktuellen Debatten auseinanderzusetzen.
Hier finden Sie eine Auswahl der Inhalte aus der Ausstellung, die vom 13. September 2024 bis am 19. Januar 2025 im Landesmuseum Zürich zu sehen war. Die Ausstellung wird vom 27. März 2026 bis 11. Oktober 2026 in angepasster Form im Château de Prangins zu sehen sein.
Inhalt
Biografie: Jacques-Louis de Pourtalès & Pauline Buisson
Biografie: Alois Wyrsch, Hans Christoffel & Si Singamangaraja XII.
Ab 1600 gründen Kolonialregierungen sogenannte Siedlungskolonien, wo Europäerinnen und Europäer vermeintlich besitzloses Land bewirtschaften und Handel treiben sollen. Das Land wird dabei der indigenen Bevölkerung streitig gemacht.
Auch wenn die Schweizer Auswanderinnen und Auswanderer meist aus ärmlichen Verhältnissen stammen, profitieren doch viele von ihnen auf lange Sicht als Weisse von den vorherrschenden Machtstrukturen und tragen zur gewaltsamen Vertreibung der indigenen Bevölkerung bei – vor allem in Nord- und Südamerika, punktuell auch in Asien oder in Afrika.
Biografie: Christoph von Graffenried & Chief Hancock
Seit dem 16. Jahrhundert sind Schweizer Missionare, zunächst Jesuiten in Lateinamerika, in fast allen Weltregionen tätig, um die dort lebenden Menschen dem christlichen Glauben zuzuführen. Eines der ersten und grössten evangelischen Missionswerke in Europa ist die Basler Mission.
Missionarinnen und Missionare errichten zusammen mit lokalen Autoritäten Spitäler und Schulen. Mitunter stossen sie gesellschaftliche Veränderungen an, jedoch prägt häufig ein paternalistisches Selbstverständnis die Beziehungen. Zurück in der Heimat vermitteln die Missionare das Bild von unterlegenen Kulturen in den Kolonialgebieten.
Biografie: Gewe, genannt Catherine, Zimmermann-Mulgrave
Biografie: Paul Moehr & Albert Béguin
Bis Ende des 17. Jahrhunderts wird die vermeintliche Überlegenheit der christlichen Kultur als Ausdruck einer «göttlichen Ordnung» angesehen. Im Zug der Aufklärung wird diese jedoch in Frage gestellt.
An der Wende zum 19. Jahrhundert verfestigen sich in Europa sogenannte «Rassentheorien». Diese begründen die vermeintliche Überlegenheit der «weissen Rasse» nicht mehr religiös, sondern «biologisch». Dazu zählen Körpermerkmale wie Haarstruktur, Augenfarbe oder Schädelform. Die daraus hervorgehende «Rassenlehre» trägt wesentlich zur Legitimierung imperialer Herrschaft und Ausbeutung «fremder Rassen» in den Kolonien bei.
Obwohl die «Rassenforschung» in dieser Zeit vereinzelt als pseudowissenschaftlich kritisiert wird, setzt sie sich bis zum Zweiten Weltkrieg (1939–1945) als wichtiger Forschungszweig durch. Heute gilt die Idee der «Menschenrasse», u.a. auch Dank der Gen-Forschung, als offiziell widerlegt.
Schweizer «Rassenforscher»
Widerstand und Empowerment
Seit den 1970er Jahren setzen sich verschiedene Vereine und Einzelpersonen gegen Rassismus und Diskriminierung in der Schweiz ein. 1995 wird die Rassismus-Strafnorm in das Strafgesetzbuch aufgenommen. Das Gesetz schützt Menschen, die aufgrund ihrer Hautfarbe, Ethnie oder Religion diskriminiert, bedroht oder herabgesetzt werden.
Neben zahlreichen autonomen Netzwerken und Organisationen gibt es in fast jedem Kanton eine staatliche Fach- oder Anlaufstelle für die Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung.
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